Behandlung von Kindern mit Erkrankungen des Stütz- und Bewegnungsapparates

Behandlung von Kindern mit Erkrankungen des Stütz- und Bewegnungsapparates

Die Wiege der Orthopädie ist die Kinderorthopädie: orthos=gerade und paideia=Erziehung (Kind).

Das Orthopädiebäumchen  ist das Symbol für das ursprüngliche Grundanliegen der Orthopädie – die Therapie der Haltungsschäden.

Kinderorthopädie bedeutet die stetige Forderung nach Früherkennung und Vorsorge von Störungen in der Entwicklung des Haltungs- und Bewegungsapparates.

Die vom Berufsverband der Orthopäden initiierte Aktion „Orthofit“ empfiehlt Eltern, ihre Kind auch zusätzlich zu den vorgegebenen Vorsorgeuntersuchungen zu bestimmten Zeiten orthopädisch untersuchen zu lassen.

Neben den bekannten orthopädischen Erkrankungen im Kindheitsalter wie:

  • Fußdeformitäten (Knickfuß, Klumpfuß, Sichelfuß, kindlicher Hallux valgus)
  • Wirbelsäulenerkrankungen (Skoliose, Scheuermann, Haltungsschwäche )
  • Hüfterkrankungen (Hüftdysplasie, Coxitis, Perthes, Epiphysiolysis)

gibt es neue Erkenntnisse im Verständnis der Blockierungssymptomatik der Wirbelsäule bei Säuglingen und Kindern (KISS-syndrom) sowie lagerungsbedingte Schädeldeformierungen (Plagiocephalie) und mögliche Therapie mit Helmen.

Hier können Sie mehr über unsere Behandlung von Kindern lesen:

Wirbelsäulenerkrankungen​
Hüfterkrankungen
Fußdeformitäten
Plagiocephalie
Wirbelsäulenerkrankungen​

Skoliose

Die Skoliose ist eine Seitverbiegung der Wirbelsäule mit Verdrehung, deren Ursache oftmals noch ungeklärt ist. Entsprechend den Wachstumsphasen muss vor allem in den ersten 5 Lebensjahren und während der Pubertät mit einer Progredienz gerechnet werden. Bei Mädchen, die im allgemeinen wesentlich stärker gefährdet sind, beginnt der Wachstumsschub zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr.

Die Skoliose verläuft ohne Schmerzen, wird aber durch einen Rippenbuckel und eventuellen Lendenwulst sichtbar. Eine Röntgenaufnahme der gesamten Wirbelsäule ist unerlässlich und konkretisiert das Ausmaß der Verbiegung.

  • Leichte Veränderungen werden mit muskelkräftigender Physiotherapie behandelt.
  • Mittelgradige Veränderungen bedürfen einer Korsettbehandlung und Physiotherapie.
  • Schwergradige Veränderungen müssen unter Umständen operativ aufgerichtet werden.

Entscheidend für den Therapieerfolg ist die aktive Mitarbeit unserer Patientinnen bis zum Wachstumsabschluss.

Haltungsschwäche / Haltungsschaden

Kinder sitzen heute durchschnittlich 5-6 Stunden in der Schule und 3 Stunden vor Fernseher bzw. Computer.Insofern ist die Früherkennung von Haltungsschwächen von großer Bedeutung. Bei der Haltungsschwäche ist die Deformierung aktiv und passiv korrigierbar; die Kinder verspüren keinen Schmerz.

Im Vordergrund der Therapie steht die Erziehung des Heranwachsenden zur sportlichen Betätigung.

Morbus Scheuermann

Beim „Scheuermann“ kommt es zu einer Wachstumsstörung an den Grund- und Deckplatten und keilförmige Deformierung der Wirbelkörper. Infolgedessen entwickelt sich eine zunehmende Kyphose (Rundrücken). Die Jugendlichen werden wegen Rückenschmerzen vorstellig. Eine Röntgenuntersuchung sichert die Diagnose.

Therapie der Wahl ist eine intensive aufrichtende Krankengymnastik. Nur selten in sehr schweren Fälle ist ein Korsett erforderlich.

Hüfterkrankungen

Coxitis fugax

Die Coxitis fugax ist eine kurzzeitige Entzündung des kindlichen Hüftgelenkes. In 50% der Fälle bei kleinen Patienten (3-7 Jahre) werden vorangegangene Infekte der oberen Luftwege angegeben. Die Kinder klagen über Schmerzen im Hüftgelenk, ggf. auch Oberschenkel und Kniegelenk und weisen ein Schonhinken auf.

Der Erguss kann gut mittels Sonografie dargestellt werden.

Die Therapie ist durch Entlastung und ggf. kurzzeitiger entzündungslindernder Medikation rasch erfolgreich.

Morbus Perthes

Hierbei handelt es sich um eine Wachstumsstörung des Hüftkopfes auf Grund einer Durchblutungsstörung der Wachstumssfuge bei Kindern zwischen dem 5. und 7. Lebensjahr. Der „Perthes“ läuft in mehreren Stadien ab und ist von einer mehr oder weniger großen Zerstörung des Hüftkopfes gekennzeichnet.

Neben der konservativen Therapie mit ggf. Orthesenbehandlung ist die operative Korrektur die Therapie der Wahl.

Epiphyseolysis capitis femoris

Der orthopädische Notfall ist das akute Ablösen des Hüftkopfes von der Wachstumsfuge vorwiegend im pubertären Alter. Die schleichende Verlaufsform zeigt sich anfangs in leichtem Hinken und Schmerzen in Oberschenkel- und Kniegelenk.

Beweisend ist die Röntgenaufnahme.

Bei nachgewiesenem Abrutschen muss der Hüftkopf eingerichtet und operativ fixiert werden. In jedem Fall werden die Patienten engmaschig überwacht, um auch die anfällige Gegenseite zu beobachten.

Fußdeformitäten

Knickfuß / Knicksenkfuß / Plattfuß

Der physiologische oder flexible Knick-Senkfuß tritt bei den meisten Kindern als normale Entwicklungsstufe nach Laufbeginn auf.

Nur wenig Untersuchungsgänge zeigen, ob es ein flexibler, muskulär ungenügend stabilisierter Knicksenkfuß ist.

Denn selten müssen schwere Knicksenkfüße durch Einlagen stabilisiert werden.

Wir beraten Sie über selbständig durchzuführende Übungen zum Muskelaufbau der Fuß -und Unterschenkelmuskulatur und das richtige Schuhwerk.

Klumpfuß

400 v. Chr. war Hippokrates der erste Arzt, der eine Redressionsbehandlung dieser Fußdeformität beschrieb, die auch heute noch gültig ist. Der Klumpfuß ist eine angeborenen Fußfehlstellung, die auch unmittelbar nach der Geburt behandelt wird.

Dabei ist der Schweregrad der Fehlstellung entscheidend , welche Therapie ausgewählt wird.

Zumeist wird ab dem 1. Lebenstag eine Gipsbehandlung durchgeführt, die bis zum 4.-6. Lebensmonat fortgesetzt wird.

Daran schließt sich eine Korrekturoperation an.

Postoperativ bis zu den nächsten Jahren erfolgen Einlagen- und Nachtschienen sowie physiotherapeutische Behandlungen.

Sichelfuß

Durch eine intrauterine Zwangshaltung entsteht der Sichelfuß.

Auch hier ist der Grad der Flexibilität entscheidend für die Therapie. Die meisten Sichelfüße können durch einfache redressierende Handgriffe, die wir den Eltern zeigen, unkompliziert therapiert werden.

In seltenen Fällen ist eine Gipsbehandlung unmittelbar nach der Geburt bis zum 2. Lebensmonat erforderlich.

Auch daran schließt sich eine Einlagen- und Nachtschienen sowie physiotherapeutische Behandlung an.

Kindlicher Hallux valgus

Neben familiären Häufungen wird ein Zusammenhang zu ungünstigem Schuhwerk für das seitliche Abdriften der Großzehe nach außen diskutiert.

Im Jugenalter ist eher der kosmetische Aspekt vordergründig. Jedoch begünstigen diese Fehlstellungen eine vorzeitige Abnutzung des Großzehengrundgelenkes.

Einlagen und eine konsequente Nachtschienenbehandlung sind hierbei die Therapie der Wahl. In seltenen Fällen werden knöcherne Korrekturoperationen durchgeführt.

Plagiocephalie

Lagedeformitäten des Kopfes beim Säugling

Seit der Einführung der Rückenlage von Säuglingen 1992 durch die American Academy of Pediatrics, zur Vermeidung des plötzlichen Kindstodes, kam es zu einem signifikanten Rückgang der Todesfälle.

Allerdings sind seitdem vermehrt Kopfdeformierungen zu verzeichnen, deren Ursache möglicherweise zum Teil auch mit Blockierungen im Kopfgelenksbereich zusammenhängen.

Die ausschließliche Rückenlage kann eine andauernde Kopfhaltung nach einer Seite zur Folge haben.

Durch die einseitige Kopflage kommt es zu einer parallelogrammartigen Verschiebung der Schädelknochen (Plagiocephalie). Infolgedessen entsteht auch eine Deformierung im Kiefergelenksbereich , die durch einen Ohrenschiefstand sichtbar wird. Dabei verschiebt sich der Schädelanteil mit dem Ohr der abgeflachten Hinterkopfseite nach vorne.

Helmtherapie

Neben Physiotherapie, craniosacraler Therapie und ggf. manueller Wirbelsäulenmobilisation bei Blockierungen wird in schweren Fällen einer Kopfdeformierung zur Vermeidung von Folgeschäden die Helmtherapie empfohlen.

Durch eine spezielle Orthese im Sinne eines korrigierenden Helmes nach Abdruck des Kopfes des Säuglings kann die Deformierung korrigiert werden.

Bis maximal 18. Lebensmonat kann eine Beeinflussung der Fehlstellung durch das 23 stündige Tragen des Helmes während des regulären Wachstums erreicht werden.

Durch engmaschige Kontrollen mit den Orthopädietechnikern der Firma Neubert wird der Helm den wachstumsbedingten Änderungen angepasst.

Durch das fortschreitende Knochenwachstum mit Verschluss der Fontanellen ist eine Spontanheilung bzw. später einsetzende Therapie ohne Aussicht auf Erfolg.

Eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen muss individuell beantragt werden.